Einfluss der Mobilfunkbelastung: Retikulocytenreifung und funktionelle Beschwerden
Peter Germann
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Zusammenfassung
Nachdem Ärzte Veränderungen der Retikulocyten bei verstärkt mobilfunkbelasteten Patienten beobachtet hatten, wurden ab 2001 in einer systematischen Erfassung ärztliche Reihenuntersuchungen in Gemeinden und Ortsteilen von Städten durchgeführt, in denen von Bürgerinitiativen eine Teilnahme an dem Projekt organisiert worden war. Ziel der Untersuchungen war anhand der Bestimmung der Reifung und der Absolutzahl der Retikulocyten vor und nach der Inbetriebnahme von neu errichteten Mobilfunksendemasten etwaige Veränderungen zu analysieren.
Die Ergebnisse der Analysen von 625 Probanden vor und nach Anschalten eines Mobilfunksenders verdeutlichen, dass markante Unterschiede der absoluten Retikulocytenzahlen auftraten und dass die Verringerung der Retikulocytenzahlen mit 72 % gegenüber einem Anstieg der Retikulocytenzahlen mit 24 % im Vergleich zu 4 % gleichbleibenden Zahlen eher einen Trend zur Verringerung anzeigen dürfte.
Glossar
MCV = mittleres corpusculäres Volumen
MCHC = mittlere corpusculäre Hämoglobin Concentration
Hb = Hämoglobin
Hkt = Hämatokrit
HFR = high fluorescent reticulocyte
MFR = middle fluorescent reticulocyte
LFR = low fluorescent retikulocyte
gEMF = gepulste Elektromagnetische Felder
DECT Telefone = Digital Enhanced Cordless Telecommunications – digitale, erweiterte schnurlose Telefone mit permanenter Strahlenquelle
W-LAN = wireless LAN, Wireless Local Area Network = lokale, kabellose Netzwerke = Übertragungstechnik z.B. Computernetze,
Bluetooth = drahtlose und schnelle Übertragung von Daten per Funk über kurze Entfernungen (etwa 10 Meter)
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Einleitung
Nachdem Ärzte Veränderungen der Retikulocyten bei verstärkt mobilfunkbelasteten Patienten beobachtet hatten, wurden ab 2001 in einer systematischen Erfassung ärztliche Reihenuntersuchungen in Gemeinden und Ortsteilen von Städten durchgeführt, in denen von Bürgerinitiativen eine Teilnahme an dem Projekt organisiert worden war. Ziel der Untersuchungen war anhand der Bestimmung der Reifung und der Absolutzahl der Retikulocyten vor und nach der Inbetriebnahme von neu errichteten Mobilfunksendemasten etwaige Veränderungen zu analysieren.
Als ungeplante Beobachtung fanden sich in einigen Laboratorien auch eine engere Verbindung zwischen Mobilfunkbelastung und der MCHC (mittlere corpuskuläre Hämoglobin-Konzentration).
Der Ansatz, dass gepulste Elektromagnetische Felder (gEMF) analog zu Effekten ionisierender Strahlen auf das Knochenmark ebenfalls Wirkungen am blutbildenden System zeitigen, erscheint zumindest theoretisch nicht abwegig. Immerhin konnte in Praxis und wissenschaftlicher Forschung ein Zusammenhang zwischen Leukämien bzw. Blutbildveränderungen und Belastungen mit pulsierenden hochfrequenten und niederfrequenten Feldern hergestellt werden (1, 2, 14, 16).
Neuere Forschungsergebnisse sowohl auf der Basis der Daten der REFLEX-Studie (4) als auch der TNO-Studie (5) lieferten weiteren Aufschluss über biologische Wirkungen. Außerdem können synergistische Wirkungen (3) mit zusätzlichen umweltbedingten toxischen, metabolischen und psychischen Belastungen in Verbindung mit physikalischen Einflüssen als begründet angenommen werden.
Die hier vorgenommenen Untersuchungen stellen einen Ansatz dar, die Hypothesen generierende Basis für weitere, großangelegte Studien zu bilden, in denen die Langzeitwirkungen hochfrequenter gepulster Felder auf regulatorische Funktionen des menschlichen Organismus fundierter bewertet werden sollten.
Diese biologischen Wirkungen werden aus „wissenschaftlichen Gründen wegen fehlender Wirkungsmechanismen“ vom BfS (Bundesamt für Strahlenschutz), von der Forschungsgemeinschaft Funk, vom SSK (Strahlenschutzkommission des Umweltministeriums) und deshalb auch vom BGH (Bundesgerichtshof) zur Zeit ausgeschlossen (6, 7, 8, 9).
In seinem Urteil vom 13. Februar 2004 formulierte der BGH, dass eine Exposition durch athermische Wirkungen nichtionisierender Strahlung demnach von jedermann zu dulden ist, da gesundheitliche Auswirkungen wissenschaftlich nicht nachgewiesen seien. Ob geringe Beeinträchtigungen zu dulden sind, hänge vom „Empfinden eines verständigen Durchschnittsmenschen“ ab!
Neben DECT Telefonen, W-LAN, Bluetooth, Mobilfunksendern und Handys werden neue Techniken eingeführt, die ebenfalls zunehmend die physikalische Umgebung in der Umwelt und in Innenräumen messbar verändern wie z.B. digitales Radio und Fernsehen.
Deren Summationseffekt auf die kybernetischen Regelkreise im Zentralnervensystem, demnach auch auf diejenigen des blutbildenden Systems des Menschen, bedarf einer gewissenhaften Prüfung. Wirkungen sind in zahlreichen Untersuchungen bei Tieren, unterschiedlichen Geweben und auf Zellebene gefunden worden (10).
In der nun vorgestellten Studie wird die zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestehende biologisch plausible Möglichkeit diskutiert, dass zum Nachweis eines gesundheitlichen Schadens durch Mobilfunk bzw. einer Dauerbelastung mit gEMP die Retikulocytenreifung und evtl. das MCHC als generell zuverlässige Parameter herangezogen werden könnten.
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